Die Bettelbrüder vom Frauenberg – Bericht vom 2. Frauenberger Klostergespräch

Anlässlich ihrer 400-jährigen Präsenz auf dem Frauenberg hatten die Franziskaner am 21. September in Kooperation mit dem Fuldaer Geschichtsverein zum 2. Frauenberger Klostergespräch in das große Refektorium des Klosters eingeladen. Vor gut 160 interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern berichtete der Historiker P. Dr. Damian Bieger aus Dortmund, Beauftragter der Deutschen Franziskanerprovinz für das kulturelle Erbe der Gemeinschaft, über das sog. „Terminieren“, d.h. die bis in die 1970er-Jahre übliche organisierte Betteltätigkeit der Franziskaner, die jahrhundertelang die Alltagsgeschichte des Fuldaer Landes prägte.

P. Damian erläuterte die Ursprünge und Hintergründe dieser Praxis, beschrieb anhand ausgedehnter Archivstudien die Organisation dieser Art von „Fundraising“ und ging der Frage nach, warum die Bettelgänge in Rhön und Vogelsberg im Umkreis bis zu 60 Kilometer um den Frauenberg schließlich an ihr Ende kommen mussten. Neben der ökonomischen Absicherung der Gemeinschaft sei es dabei auch um eine „Beziehungsgeschichte“ gegangen, die viele Menschen mit den Brüdern auf dem Frauenberg verband und umgekehrt. Sie bettelnden Franziskaner hätten beispielsweise auch Neuigkeiten zwischen einzelnen Orten verbreitet und, so weiß es zumindest die Tradition, zuweilen auch zum Abschluss von Ehen beigetragen. Als am Beginn des 20. Jahrhunderts viele Organisationen das Sammeln von Spenden für sich entdeckten und es zu einer „Anarchie des Sammelns“ kam, versuchte der Staat, diese Sammeltätigkeit zu ordnen und einzuschränken. Innerhalb des Ordens wuchs zugleich das Bewusstsein, dass nach der Regel des hl. Franziskus die Brüder von ihrer Hände Arbeit leben und nur in Notlagen um Almosen bitten sollten. In der anschließenden Diskussion berichteten mehrere Zuhörerinnen und Zuhörern von persönlichen Erfahrungen in ihrer Kindheit und Jugend mit den „Bettelbrüdern vom Frauenberg“.

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