Das Kloster Frauenberg hoch über der Stadt Fulda
Bereits im Jahr 1237, gut 10 Jahre nach dem Tod des hl. Franziskus, kamen die ersten Franziskaner nach Fulda und siedelten sich nahe der heutigen Stadtpfarrkirche an, wo sie über 300 Jahre blieben. Mitte des 16. Jahrhunderts, in den Wirren der Reformationszeit, stand das Kloster leer. Ob es aus Nachwuchsmangel aufgegeben wurde oder ob die Brüder vielleicht den neuen Glauben angenommen hatten, ist unbekannt. Fürstabt Balthasar von Dermbach überließ Kirche und Klostergebäude den Jesuiten, die bis zur Aufhebung des Jesuitenordens dort lebten. Von den damaligen Gebäuden steht heute nichts mehr.
1620 rief Fürstabt Johann Friedrich von Schwalbach die Minderbrüder zur Seelsorge erneut nach Fulda und wies ihnen zunächst ein kleines Häuschen an der Severikirche als Bleibe zu. Drei Jahre später, 1623, übergab sein Nachfolger, Fürstabt Johann Bernhard Schenk von Schweinsberg, den Brüdern das in den Bauernkriegen verwüstete und nun leerstehende Priorat der Benediktiner auf dem Frauenberg, „bis sich etwas Besseres findet“, wie es in der Überlassungsurkunde heißt. Nach 400 Jahren sind die Brüder immer noch da. Anfangs hatten sie gezögert, auf den Berg zu ziehen, denn sie wollten lieber bei den Menschen mitten in der Stadt leben. Heute befindet sich ihr Kloster immer noch hoch oben, aber mitten in der Stadt.
Das Kloster hat eine wechselvolle Geschichte. 1757 vernichtete ein Brand Kirche und Kloster. Ein Neubau entstand nach den Plänen des Franziskanerbruders Kornelius Schmitt. Im Kulturkampf wurde das Kloster 1875 aufgehoben, zahlreiche Brüder gingen damals in die USA, aus den von ihnen gegründeten Niederlassungen ging die Holy Name Province von New York hervor. Erneut wurde das Kloster 1940 von den Nationalsozialisten geschlossen, die Brüder konnten erst 1945 zurückkehren.
Der Frauenberg war bis zur Vereinigung der vier deutschen Franziskanerprovinzen im Jahr 2010 das Provinzialat der Thüringischen Provinz mit Provinzverwaltung, Archiv, Missionsprokur, Provinzbibliothek und Pflegestation. Von hier aus brachen Brüder auf in die Mission nach Japan (1906//) und Mato Grosso/Brasilien (1937). Bis 1968 bestand auf dem Frauenberg eine eigene Ordenshochschule, zeitweise war das Kloster auch Noviziatshaus.
2016 begannen die Brüder eine Kooperation mit antonius: gemeinsam Mensch, eine weit über Fulda hinaus bekannte Bürgerstiftung, die sich nachhaltig für bessere Start- und Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen engagiert. Die Brüder und antonius wollen gemeinsam den Frauenberg als einen besonderen spirituellen Ort erhalten und gestalten.